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Der Maler

     

Laudatio auf Klaus-Ewald Mentges
von Gaby und Konrad Kutt
in der Stubengalerie KunstStücke Grunewald am 25. 11. 2006
zur Ausstellungseröffnung „Venezianische Träume“

 Klaus-Ewald Mentges wurde 1942 in Alf an der Mosel geboren, kam mit 27 Jahren 1969 nach Berlin - aus welchen Gründen auch immer – es gehörte damals dazu, als Ingenieur in die Stadt mit der damals noch größten städtischen Industrieansiedlung zu ziehen. Wer niemals war bei Siemens, AEG und Borsig – der hat des Lebens Mühe doch noch vor sich,  so oder ähnlich hieß es   und natürlich reizte es einen jungen Elektromaschineningenieur in diese Industriestadt zu ziehen, die gleichzeitig die Hauptstadt der Studentenunruhen war und die Stadt mit dem größten Alternativ-Potenzial.

 Aus Erfahrung gut, also ging er tatsächlich zur AEG, wurde Projektingenieur für technische Großanlagen. Das waren, Kraftwerke, Turbinen, elektrische Anlagen für Walzwerke. Er hat sie fast überall in der Welt konzipiert, installiert später dann auch ständig inspiziert  und repariert. Venezuela, Brasilien kannte er dann bald sehr gut, lernte Sprachen und Menschen – und beobachtete und beobachtete. Ein Kind der frühen Globalisierung.

 Dieser Beruf war zumindest gegen Ende mit immer mehr Verantwortung, Verdichtung und Verschleiß verbunden. Termindruck und Stress – dann denkt man Tag und Nacht nur noch an den Beruf – das Schöne und das Geistige kamen zu kurz, bisweilen auch gar nicht mehr vor.

 Irgendwann war es dem Ingenieur zu schwör, er ersann für sich ein Verfahren, eine Therapie würde man heute sagen, die es ihm ermöglichte, den Hebel umzuschalten, eigentlich  total abzuschalten. Und dieser Hebel hieß Malerei. Das war dann schon Ende der 80er Jahre, die AEG war nur noch Historie und Fabriken wurden zu Technologiezentren für die Spin-Offs oder zum Teil auch instandbesetzt zu Kulturzentren umfunktioniert. Aus technisch-industrieller Arbeit mit diesen penetrant riechenden Kühlschmierstsoffen wird Kulturarbeit, Kultur der eigentliche Schmierstoff einer Gesellschaft. Man muss sich diese Entwicklung einmal vorstellen: 40 Jahre später, jetzt 2010 wird das Ruhrgebiet mit Essen Kulturhauptstadt Europas.

 Nun kommt etwas, was für die Transfertheoretiker unter uns von großer Bedeutung sein dürfte. Klaus –Ewald Mentges kommt vom technischen Zeichnen, das hat er gelernt, als er Elektrotechnik studierte, das konnte er,  räumliches Zeichnen, perspektivisches Zeichnen, Genauigkeit im Detail, nichts Überflüssiges schon gar nichts Träumerisches. Brücken hatten eine technische Funktion, wenig Romantisches.

 Er entdeckte das Zeichnen und die Malerei. Das Abzeichnen aus der Natur verschaffte ihm jene geistige Versenkung und das totale Abschalten, das eine hohe Befriedigung vermittelte als Ausgleich zum Zeittakt industrieller Prozesse. Die Exaktheit technischen Zeichnens, die Teil seines Berufes war,  galt es zu verbinden mit der Fliesskraft und Inspiration, der Poetik und mitunter zufallsbedingen Kreativität des Aquarellierens. Es war ein Prozess der künstlerischen Selbstfindung, ein langer Weg, auf dem  mit dieser Ausstellung ein Meilenstein gesetzt wird.

Die ersten  durchaus vorzeigbaren Federzeichnungen der Berliner Dorfkirchen, keine hatte er ausgelassen, waren der Beginn. Schnell  entdeckte er also das Aquarell. War beeindruckt von den Brückekünstlern, von Carl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel und wanderte unzählig oft ins Brücke-Museum.

                                      

 Jetzt reiste er nicht mehr in Sachen Turbinen und Walzwerke, sondern der Malerei wegen nach Rügen, Griechenland und mehrfach nach Venedig. Ihn reizen die Landschaften, die Farben, die Luft und das Wasser. Vor allem aber auch, Bauten, Häuser,  Paläste und Kirchen und – wie sollte es bei Venedig anders sein Plätze, Brücken, Kanäle und Gondeln. Er reist nicht allein sondern  mit Malgruppen, in denen er Anregungen erhält, in denen ein Austausch stattfindet, in denen auch immer jemand war, der auf die behutsame Weiterentwicklung drängte.

 Schließlich traf er Ende der 90er Jahre die Malerin Sigrid Kiessling-Rossmann aus Mannheim, in der er - man kann schon sagen -  seine entscheidende Lehrerin und Förderin gefunden hatte, bei der er fortan Aquarell-Malerei studierte und studiert. Trotzdem bleibt er – wie die meisten Brücke-Maler ein – „Autodidakt mit Aufbaustudien“.

 Inzwischen ist der frühe Mentges mit seinen eher strengen Griechenland-Bildern nicht mehr zu vergleichen mit dem venezianischen Mentges, wo immer fließendes und lavierendes die Malerei bestimmt, Wasser, Wasser, wie der Name sagt. Bewegungen, Schwingungen und Spiegelungen  bestimmen mehr und mehr die Bilder. Die Hübschheit und Idylle der frühen Bilder wandelt sich zu mehr Innerlichkeit zu  einer Öffnung der Räume, die den Betrachter förmlich einladen, in das Bild hineinzugehen, auf einem Platz zu verweilen, sich in die Gondel zu setzten und einfach im Museum Venedig spazieren zu gehen.

 Die Wirklichkeit der Landschaften und der Architektur spielt nicht mehr die entscheidende Rolle, die Kunst des Weglassens die Konzentration auf das Wesentliche ist bestimmend. Nicht die Wäscheleine selbst ist das Entscheidende sondern das, was zwischen den Wäschestücken ist, die Luft, der Wind, die Sonnenstrahlen, sie sind dafür verantwortlich, dass die T-Shirts und Schürzen trocken werden.

 Diese Naturhaftigkeit gilt es ins Bild zu  setzen, mit hellen, lichten Farben und zum Teil  kontrastierend mit Schatten. Man hat den Eindruck: Stille ist eingezogen, Einsamkeit und kontemplative Beschaulichkeit, nichts Aufgeregtes oder Schreiendes.  Hin und wieder treten figürliche Komponenten in Erscheinung, in dieses auf Pfählen gebaute Gesamtmuseum Venedig.

 Heute zeigt er uns seine Venedig Studien mit der romantischten Einladung in einen Seelenzustand, den es gibt, nämlich den des Träumens. Venezianische Träume. Träumen davon, wie es war, als wir zum ersten Mal oder auch letztes Jahr wieder in Venedig waren und wie es sein wird, wenn wir im nächsten Jahr wieder  hinfahren. Gibt es jemanden im Raum, der es wagen würde zu gestehen, noch nicht in Venedig gewesen zu sein? Ich kenne jemanden, der schon 32-mal dort war und auch jemanden, der erst aufgrund dieser Bilder den Traum  umzusetzen beschlossen hat, nämlich wenigstens einmal im Leben nach Venedig zu fahren.

 Klaus-Ewald Mentges hat schon mehrere Ausstellungen hinter sich, vor allem in kleinen Galerien und Praxen, davon mehrfach in Griechenland. Damit hat er sich eine kleine Liebhaber-Gemeinde geschaffen.  Mit über 50 Bildern ist dies schon eine der ganz großen Ausstellungen. Und ich möchte mich bei Klaus-Ewald ganz herzlich bedanken, dass er uns seine Bilder zeigt, denn mit dem Innersten nach draußen zu gehen und sich zu zeigen, der Bewunderung und der Kritik ausgesetzt zu sein, das kostet immer Überwindung.

                    

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